#5_21 ART 5 – KUNST UND DEMOKRATIE

22. JULI bis 15. SEPTEMBER 2021

In seiner Ausstellungsreihe „Art 5“ bringt der Art5 e.V. in der PLATFORM, im super+CENTERCOURT sowie im öffentlichen Raum Münchens künstlerische Positionen und deren möglichen Interdependenzen zwischen demokratischen Prozessen und Kunstfreiheit in den Fokus. Der Ausstellungstitel „Art 5“ ergibt sich durch seine doppelte Bedeutung als Abkürzung des Artikel 5 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und „art“ für Kunst. Ein Künstler*innengespräch, zwei kuratorische Führungen und zwei Podiumsdiskussionen adressieren Potenziale und Herausforderungen an der Schnittstelle von politischem und künstlerischem Handeln: Wo liegen Freiheiten, Möglichkeiten und Grenzen ästhetischer Praktiken und Ausdrucksformen für politische Realitäten? Welche Rolle haben Kunstwerke für Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik in Asien, Deutschland und im globalen Kontext?

In der Halle der PLATFORM lenken Werke von fünf Künstler*innen aus Südkorea, Japan und Deutschland den Blick auf globale Entwicklungen: CHUNG Yongchang (KR/DE) befragt in großformatigen Portraits die Lebensumstände von Individuen vor dem Hintergrund repressiver Systeme, FUJII Hikaru (JP) entwickelt multimediale Tableaus, die Kunst als Möglichkeit aktiven gesellschaftlichen Handelns inszenieren, KIM Siyoung (KR/DE) untersucht in ihren Modellen szenisch-figürlich individuelle Verantwortung gegenüber tatsächlichen wie auch medial vermittelten, dokumentierten Zivilisationsbrüchen, LEE Dong-Hwan (KR) richtet druckgrafisch den Blick auf couragiertes, gefährdetes Vorgehen Einzelner gegen die Ohnmacht durch diktatorische Übermacht und NOH Suntag (KR) fotografiert dort, wo Regierung und Bürger*innen keinen Dialog mehr führen können oder wollen und Kontroversen in existentiellen Konflikten eskalieren.


PROGRAMM

Ausstellung

04.07. – 11.07.2021 LEE Dong-Hwan: Ausgang Eröffnung: 03.07.2021, 18:00 Uhr

Villa Waldberta, Palmenhaus Höhenbergstraße 25, 82340 Feldafing

Eröffnung

21.07.2021, 19:00 Uhr mit CHUNG Yongchang, FUJII Hikaru, KIM Siyoung, LEE Dong-Hwan, NOH Suntag; Begrüßung und Einführung: Art5 e. V. und PLATFORM

Künstler*innengespräch

22.07.2021, 19:00 Uhr (Deutsch/Koreanisch) mit CHUNG Yongchang, LEE Dong-Hwan, KIM Siyoung und den Kurator*innen

Kuratorische Führung

23.07.2021, 17:00 Uhr in Anwesenheit der Künstler*innen und der Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern | Büro München

Treffpunkt: super+CENTERCOURT, danach gemeinsam zur PLATFORM (Gesamtdauer 2,5h)

Podiumsdiskussion

28.07.2021, 18:00 Uhr (Deutsch/Koreanisch) Statue of Peace – Kunst und vergessene Erinnerung
Gäste: KIM Seokyung & KIM Unsung, YAJIMA Tsukasa (digitale Zuschal- tung), Dr. Regina Mühlhäuser; Übersetzung: HAN Nataly Jung-Hwa

Die Friedensstatuen (Statues of Peace) von KIM Seokyung & KIM Unsung erinnern an die über 200.000 Mädchen und Frauen, denen das japanische Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1937 –1945) im gesamten asiatisch-pazifischen Raum sexuelle Gewalt zufügte. Die Podiumsdiskus- sion befragt künstlerische, kuratorische und politische Diskurse der Skulptur und beleuchtet die Rolle einer Statue of Peace für Erinnerungs- kultur und Erinnerungspolitik von sexualisierter Gewalt im 2. Weltkrieg in Japan, Südkorea und Deutschland und in einem globalen Kontext.

YAJIMA Tsukasa ist japanischer Fotograf, Journalist und Aktivist. 2003 – 2006 entwickelte YAJIMA in Südkorea das Fotoprojekt Trostfrauen im House of Sharing, einem Pflegeheim für überlebende Trostfrauen/comfort women in Seoul, Südkorea, wo er seit 2019 arbeitet.

Dr. Regina Mühlhäuser ist Historikerin. Gegenwärtig arbeitet sie am Hamburger Institut für Sozialforschung u. a. zu den Forschungsschwer- punkten Sexuelle Gewalt im Krieg, Gender und Sexualität im National- sozialismus sowie Erinnerungspolitik in Europa und Asien.

Kuratorische Führung

11.09.2021, 17:00 Uhr Treffpunkt: super+CENTERCOURT, danach gemeinsam zur PLATFORM (Gesamtdauer 2,5h)

Podiumsdiskussion

15.09.2021, 19:00 Uhr (Deutsch/Englisch):
Is the Artist More Powerful than the Politician? – Kunst und Aktivismus. Gäste: Libia Castro & Ólafur Ólafsson (digitale Zuschaltung), Prof. Dr. Sabeth Buchmann und Daniela Trochowski

Ausgangspunkt für das Gespräch ist das Projekt In Search of Magic – A Proposal for a New Constitution for the Republic of Iceland (Libia Castro & Ólafur Ólafsson, 2017 – heute), eine mehrstimmige Musik- und Visual-Art-Performance, die alle 114 Artikel der 2011 im Crowdsourcing-Verfahren entwickelten Neufassung der isländischen Verfassung zum Leben erweckt. Die Podiumsdiskussion adressiert Potenziale und Herausforderungen an der Schnittstelle von politischem und künstlerischem Handeln. Wo liegen Freiheiten, Möglichkeiten und Grenzen ästhetischer Praktiken und Ausdrucksformen für politische Realitäten?

Libia Castro & Ólafur Ólafsson

Prof. Dr. Sabeth Buchmann ist Professorin für Kunstgeschichte der Moderne und Nachmoderne an der Akademie der bildenden Künste Wien. Forschungsschwerpunkt sind Praktiken der Probe und der Topos des Unfertigen in bildender Kunst, Film, Theater, Theorie und Politik.

Daniela Trochowski ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied
der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Vizepräsidentin des Humanistischen Verbands Berlin/Brandenburg. Die Diplom-Volkswirtin gehörte
dem Parteivorstand der Partei DIE LINKE an und war bis Oktober 2019 Staatssekretärin im brandenburgischen Finanzministerium.

#stay tuned

AUSSTELLUNGSORTE

22.07. – 15.09.2021 PLATFORM München Kistlerhofstraße 70, 81379 München Mo-Fr, 10:00 – 17:00 Uhr
CHUNG Yongchang – FUJII Hikaru – KIM Siyoung – LEE Dong-Hwan – NOH Suntag

22.07. – 15.09.2021 super+CENTERCOURT Adalbertstraße 44, 80799 München durchgängig einsehbar KIM Seokyung & KIM Unsung

14.09. – 01.11.2021 U-Bahnhof Aidenbachstraße Ausgangsbereich in Richtung Aidenbachstraße

21.09. – 30.09.2021 U-Bahn-Passage Odeonsplatz Verbindung zwischen den U-Bahnlinien U3/6 und U4/5

27.09 – 01.11.2021 Plakatflächen und Kultursäulen im Stadtraum Libia Castro & Ólafur Ólafsson

Kuratiert von YOO Jae-Hyun, Lena von Geyso und Alexander Steig


KÜNSTLER*INNEN


Libia Castro & Ólafur Ólafsson (ES/IS) verweisen, teils unter Einbeziehung weiterer Akteur*innen der Zivilgesellschaft, ästhetisch auf Defizite demokratischer Willensbildung und Möglichkeiten sowie Grenzen von gesellschaftspolitischer Partizipation.

CHUNG Yongchang (KR/DE) befragt vor allem in seinen großformatigen Portraits mögliche Prämissen einer conditio humana vor dem Hintergrund repressiver Systeme.

FUJII Hikaru (JP) entwickelt multimediale Tableaus, die Kunst als Möglichkeit aktiven gesellschaftlichen Handelns inszenieren.

KIM Seokyung & KIM Unsung (KR) thematisieren skulptural den gesellschaftlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt im 2. Weltkrieg; ihr Fokus liegt auf der Enttabuisierung durch transnationale Aufarbeitung.

KIM Siyoung (KR/DE) untersucht in ihren Modellen szenisch-figürlich individuelle Verantwortung gegenüber tatsächlichen wie auch medial vermittelten, dokumentierten Zivilisationsbrüchen.

LEE Dong-Hwan (KR) richtet druckgrafisch den Blick auf couragiertes, gefährdetes Vorgehen Einzelner gegen die Ohnmacht durch diktatorische Übermacht.

NOH Suntag (KR) fotografiert dort, wo Regierung und Bürger*innen keinen Dialog mehr führen können oder wollen und Kontroversen in existentiellen Konflikten eskalieren.

ART 5 e.V.

In einer doppelten Bedeutung von Art 5 als Abkürzung des Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und art für Kunst legt die Ausstellungsreihe Art 5 den Fokus auf Möglichkeiten demokratischer Prozesse, die sich durch die Kunstfreiheit ergeben. Ausgehend von Südkorea und Deutschland, zwei relativ jungen Demokratien, deren Historie angesichts ihrer jeweiligen Teilungserfahrung nach dem 2. Weltkrieg auch geopolitische Verbindungen aufweist, lenkt Art 5 den Blick auf globale Entwicklungen.

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