#01_2023

Guck in die Luft 

Timur Lukas | Laurentius Sauer

Vernissage Sonntag, 29.01.2023 | Ausstellung 30.01 bis 05.02.2023

Fotos: Sebastian Bühler

“Due Two” ist ein Zusammenschluss der beiden Künstler Laurentius Sauer und Timur Lukas. Beide teilen sich seit 2020 ein Atelier in Augsburg und arbeiten nebenbei auch an gemeinschaftlichen Editionen. Nach einer gemeinsamen Ausstellung in der MEWO Kunsthalle in Memmingen präsentieren sie nun eine Arbeit im super+Centercourt. Angelehnt an die Geschichte von Hanns Guck-in-die-Luft aus dem Struwwelpeter von Dr. Heinrich Hoffmann präsentieren sie mit dem Titel „Guck in die Luft“ ihr Werk erstmals an der Decke des Kunstraums. 


Laurentius Sauer beschäftigt sich in seiner Arbeit mit oppressiven, kulturell und politisch bedingten Konstruktionen von Männlichkeit, Sexismus und Patriarchat. Sauer verwendet Materialien wie Ölfarbe, Pastell, Kreide oder Lackfarbe. Dabei kombiniert er seine Motive mit Text oder einzelnen Sätzen, die seinen Werken eine Geschichte zu geben scheinen. Sie erinnern an Comics oder Slogans aus der Konsum- und Werbewelt und setzen Typografie, scharfe Formen und leuchtende Farben in Beziehung zueinander. Elemente aus der Pop-Art wie schrille Farben oder isolierte Objekte des Alltags, Figuren aus Geschichten, die aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und deren Bedeutungsgehalt verändert werden. Seine Arbeiten schärfen den Sinn für das Absurde auf in der Gesellschaft verankerte Dogmen, vergangene Kanons und ihre Bedeutungen in der realen Welt, von denen uns beigebracht oder einprogrammiert wurde, sie seien wichtig oder bedeutendMit Phantasie und Ironie, nimmt der Künstler dabei selbst eine Position der „Kritischen Männlichkeit“ ein. Dabei beschreibt  Männlichkeit“ idealtypische Männlichkeitsbilder. Von denen ausgehend (kulturelle) Anforderungen und Muster entstehen. Diese Männlichkeitsbilder und -anforderungen sind variabel, da sie sich je nach kultureller Zugehörigkeit, sozialem Umfeld, Zeit und Ort verändern. In Sauers Werken werden so Stereotypen wie heroische Reiter oder mit Männlichkeit assoziierte Gegenstände unterlaufen und gebrochen. 

Dem Gegenüber ist die Position von Timur Lukas, der mit Erinnerungen, alten Fotografien aus Sammlungen und Hinterlassenschaften oder eigenem Bildmaterial malerische, neue Bildwelten schafft. Es sind keine realistischen Abbilder, sondern Spuren, Figuren, Formen und Fragmente in die Malerei übersetzt: Ein Familienporträt, ein Urlaubsfoto, Gegenstände, Landschaften oder Postkartenmotive. Dabei schafft Lukas neue Kontexte, indem er marginale Veränderungen vornimmt und Fokus, Form, Kleiderstil oder Farbigkeit verändert. So scheinen Lukas Arbeiten die Eindrücke, Gefühle und Bildwelten, die der Fotografie selbst innewohnen, abzubilden und auszudrücken. Die Motive selbst sind bunt, verfärbt und verzerrt wie eine Erinnerung selbst. Sie sind wie in Farbe getaucht. Ein Rausch wie der Blick durch die „die rosarote Brille“, wobei der Ausdruck sich nicht allein auf positive Emotionen beschränkt, sondern vielmehr die jeweiligen Stimmungen und vorherrschende Atmosphäre des Dargestellten aufgreift. Die Motive sind dabei so allgemein gehalten, dass sie auf viele Vergangenheiten zutreffen könnten. Sie funktionieren wie „Allerwelts Gesichter", wobei der Eindruck entstehen könnte, dass es sich hier auch um Geschichten von der eigenen Familie handeln könnte.

Was die beiden Künstler nun im super+CENTERCOURT präsentieren, bleibt ihnen nun überlassen. Wir sind gespannt auf eine Ausstellung, die uns den Kopf verdreht. 

Timur Lukas (*1986 in Konstanz)lebt und arbeitet in Augsburg. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste München, zunächst bei Prof. Anke Doberauer und Prof. Matthias Dornfeld, später bei Prof. Gregor Hildebrandt. 2017 schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Prof. Gregor Hildebrandt ab. Er wurde im Atelierförderprogramm des Freistaates Bayern und durch die Jubiläums-Stipendium-Stiftung der Stadt München ausgezeichnet.

Laurentius Sauer (*1987 in Augsburg) lebt und arbeitet in Augsburg. Er studierte nach einer Ausbildung zum Grafikdesigner Malerei/Grafik an der Akademie der bildenden Künste München bei Prof. Günther Förg und Prof. Gregor Hildebrandt. 2017 schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Prof. Gregor Hildebrandt ab. Er wurde im Atelierförderprogramm des Freistaates Bayern ausgezeichnet.