Tamy Plank I've lost my taste

 

Mit einer Skulptur im traditionellen Sinne verbindet man harte und massive Materialien wie Bronze, Holz, Stein oder Marmor. Durch die Einführung weicher Materialien werden hierbei neue Kriterien für die Skulptur geschaffen. Das Material bringt neue Eigenschaften mit sich und auch ein anderes Erscheinungsbild hervor. Sie sind verformbar, veränderbar, tastbar, fragil, weich oder verletzlich. Plastiken und Skulpturen dieser Art werden „Soft Sculptures“ genannt. Ein Begriff, der sich durch die Werke des Künstlers Claes Oldenburg manifestierte und zu einer gängigen kunsthistorischen Bezeichnung für Kunstobjekte aus weichem Material wurde, die in verschiedenen Techniken hergestellt werden wie Textilien, Federn, Fell, Gummi, Filz, Vinyl, Kordeln oder Schwämme.

Tamy Plank präsentiert uns eine multidimensionale und vieldeutige organische Abstraktion des Plastischen. Es sind zarte rosarote Variationen, die wie Urformen von Körperlichkeit auf die Betrachter*innen wirken; weich, sinnlich und warm. Auf der Suche nach körperlicher Abstraktion schafft sie organische Formen, die den Eindruck von weicher Haut über zartem Fleisch erwecken. Dabei legt sie sich bildnerisch nicht fest, sondern treibt die Formvereinfachung an ihre Grenzen. Es ist eine minimalistische biomorphe Ästhetik, die oft auch an erotisch-sexuelle Anspielungen erinnern.

Mit dem Titel „I’ve lost my taste“ schafft Plank im super+CENTERCOURT eine Metamorphose von den zarten Zeichnungen auf Stoff, über die gespannte Leinwand hin zu einer raumbezogenen Installation, die ihre Formensprache dinglich wieder aufgreift und ein Farbraum aus halbdurchsichtigem Textil schafft. Eine experimentelle „Soft Sculpture“ mit weichen, semitransparenten und haptisch wie sensorisch reizvollen Elementen.

Gleichzeitig reagiert die Künstlerin auch auf die politische Realität ihrer Zeit: Arbeitet sie in anderen Werkgruppen mit Text, Parolen, Schrift und Zitaten, so setzten die Arbeiten im Centercourt der kalten Rationalität der Gegenwart etwas entgegen. Und nur ihre Titel „Schlupfloch“, „Zungen-Diagonalbeziehung“ oder „Hungrige Hyäne“ verweisen auf ihren humoristischen Zugang zur Welt.

Tamy Plank, 1990 in Dachau geboren, lebt und arbeitet in München. Studium der Kunstgeschichte und Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften von 2010–2013 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2013 Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Jorinde Voigt. 2017 Studium an der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen bei Ferdinand Ahm Krag. Sie gewann den Förderpreis der 18. Kunstausstellung Fürstenfeldbruck und stellte u.a. aus im Kunstverein Wiesbaden, im Künstlerhaus Marktoberdorf, in der First International Print Biennale Yerevan, Armenien, im Kunstkreis Gräfelfing, im Goethe Institut, München, in der Bådehavnsgade 44, Kopenhagen, im Container of Modern Art, München und im Space Nouvelle, Innsbruck.

Eine Ausstellung kuratiert von Sophie-Charlotte Bombeck

 
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