#11_2024 Outgoing Invasion
Youngjun Lee
Ausstellung 21.11.2024 - 16.01.2025
In der Ausstellung <Outgoing Invasion> setzt sich Youngjun Lee mit der Richtungsbezogenheit des Bildraums auseinander. Der Begriff „Invasion“ impliziert eine nach innen gerichtete Bewegung – doch wie sähe eine Invasion aus, die sich nach außen (outgoing) richtet? Diese Frage stellte sich der Künstler, als er in einer Ausstellung Skulpturen betrachtete und dabei den Raum zwischen ihnen erkundete: Eine unendliche Verschmelzung und Konfrontation zwischen der Bewegungsfreiheit der Skulpturen und den architektonischen Elementen des Raums.
<Outgoing Invasion> steht in Zusammenhang mit der Ausstellung <Ingoing Escape>, die im September 2024 in Korea präsentiert wurde. Wie der Titel andeutet, erkundet Lee hier in einem subversiven Prozess mehrere Schichten, die die Grenzen zwischen Innen und Außen gleichzeitig differenzieren und aufheben. Youngjun Lee (*1983, Seoul, KR) beschäftigt sich in seiner Malerei mit den Dimensionen von Raum und Zeit. Er kombiniert und konfrontiert Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften, darunter Öl, Wasserfarbe, Tinte und Metallplatten. Seine Werke erzeugen Räume und schwebende Narrative, die aus vielschichtigen Beziehungen und zeitlichen Abfolgen entstehen.
Youngjun Lee versucht in seiner Malerei, Zeit und Raum in der Malerei zu komprimieren. Während er in seinen früheren Werken durch Auslöschen und Übermalen Raum geschaffen hat, ohne die Leinwand zu unterteilen, versucht er in diesem Werk, die Schichten optisch zu vervielfältigen. Jede Schicht wird nach bestimmten, vom Künstler festgelegten Regeln übereinander gelegt und unterteilt. Zuerst setzt er spontan Linien, von denen ausgehend er dann mittels verschiedener Techniken und Materialien den Raum schichtweise aufbaut. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien und Formate werden die Grenzen innerhalb des Bildes verschärft und der Raum geordnet. Er versucht jedoch nicht, die Schichten auf der Leinwand streng voneinander zu trennen. Vielmehr will er die Zeitlichkeit und Räumlichkeit, die im Prozess des Aufbaus von Schichten entstehen, zerstören und neu erschaffen. Er verwendet gestalterische Elemente, die abgegrenzte Bereiche überschreiten und so die bereits geschaffenen Formen stören. Absichtlich nutzt er auch zufällige Effekte, um die systematische Struktur des Bildes aufzubrechen. Die Beziehungen zwischen den erzeugten Bildebenen vervielfältigen sich dabei von vorne nach hinten immer weiter, bis sie sich in der Bildtiefe in einem unüberschaubaren Durcheinander auflösen. Der Raum wird schließlich durch die Fragmente der in zahlreichen Auswahl- und Löschvorgängen hinterlassenen Darstellungen verzerrt, dekonstruiert und in eine ebene Fläche zurückverwandelt. Lee sucht nach neuen Motiven in den komplexen Bildern, die wiederholt diese subversive Reise durchlaufen haben. Die dem Künstler auf dieser Reise ins Durcheinander begegnenden Strukturen, Formen, Texturen und Farben werden durch ihn interpretiert und, wie schnelle Notizen, nur flüchtig festgehalten. Diese abstrakten Zeichnungen werden über schon bestehende Bildelemente gelegt oder diesen gegenübergestellt, bis sich diese Schichtungen so sehr verdichten und durchdringen, dass sie schließlich zu einer räumliche Ebene verschmelzen, auf der die intuitiv erscheinende Formen ziellos umher zu schweben scheinen. An dieser Stelle ist der Titel des Künstlers ein guter Hinweis, um die zersplitterten Strukturen zu verstehen, die über den Raum verstreut sind. Die im Bild zu sehenden Ebenen und die dort stattfindenden Ereignisse werden direkt im Titel erwähnt, wodurch dieser aber auch andere mögliche Assoziationen eingeschränkt. Dadurch ermöglicht er dem Betrachter nicht nur, die im verzerrten Raumschwebenden Bilder besser zu verstehen, sondern sich durch die Interaktion zwischen Titel und Bild auch eine neue Perspektive und ein neues Narrativ vorzustellen. Durch seine einzigartige gestalterische Sprache erforscht Youngjun Lee neue Formen und schafft sensuelle Erfahrungen. Insbesondere bewahrt er während des Prozess eine Ambivalente Haltung gegenüber Absicht und Zufall, was die Spannung in seinen Werken noch verstärkt. Indem er Struktur und Form, Form und Inhalt organisch kombiniert oder zerstört und die Grenzen seiner Werke verwischt, lässt er die Möglichkeit verschiedener Interpretationen offen.
Youngjun Lee (*1983, Seoul) verbindet in seinen Werken Materialien wie Öl, Tinte und Metallplatten und schafft narrative Räume, die durch Schichtung und zeitliche Abfolgen entstehen. Seine Arbeiten laden dazu ein, Raum und Zeit auf neue Weise zu erfahren.
Gefördert von der Steiner-Stiftung München