ALINA MARIA BIRKNER  // I'M A RAINBOW, TOO

Die 1989 in München geborene Künstlerin Alina Maria Birkner zeigt unter dem Titel „I’m a rainbow, too“ bis 21. Februar vier großformatige Arbeiten im Münchener Kunstraum CENTERCOURT.
Auf 2 x 1,5 Metern erstrecken sich abstrakte Farblandschaften, die jeweils von einem grünen, einem gelben, einem orangefarbenen und einem pinken im Bild integrierten, gemalten Neonrahmen eingefasst sind. Der Farbauftrag mit dem Pinsel ist dabei so zart, dass die Acrylpaste wie Aquarellkolorit wirkt und den Arbeiten eine diaphane Leichtigkeit verleiht, die die Wände des Ausstellungsraums in Lichtfelder möglicher Welten verwandelt. Der Titel der Ausstellung, „I’m a rainbow, too“, ist als Referenz auf den visuellen Effekt zu verstehen, der sich einstellt, betrachtet man die Bilder von links nach rechts: Wie ein Regenbogen oszillieren die Neonrahmen der Arbeiten im Ausstellungsraum.

 Zentral für die Herangehensweise der Künstlerin ist dabei die Wechselwirkung von Farbe, Licht und Betrachter. Wie wirkt Farbe auf den Betrachter? Und wie kann Licht über Farbe transportiert werden? Mit der künstlerischen Erkundung dieses Anliegens reiht sich Alina Maria Birkner ein in eine Tradition, die sich von Caspar David Friedrich und William Turner, von den französischen Impressionisten Claude Monet und Camille Pissarro über die amerikanischen
Minimalisten Donald Judd und Dan Flavin bis zum Land-Art-Künstler James Turrell erstreckt.


Alina Maria Birkner geht es dabei jedoch weniger um schematische Klarheit und ästhetische Objektivität, um Entpersönlichung und malerische Logik,  ihre Arbeiten realisieren vielmehr das Vorhaben, mit den Mitteln abstrakter Malerei ästhetische Lichtflächen zu erschaffen, die als Urgrund sinnlicher Wahrnehmung fungieren und den Betrachter auf unterschiedlichen Ebenen ansprechen. So kann ein Bildausschnitt lose Assoziationen zu einer erdachten Wolkenformation auslösen, genauso wie konkrete Kindheitserinnerungen an einen lauen Herbsttag oder das Gefühl von Zuckerwatte, die sich im Mund auflöst. Alina Maria Birkners Arbeiten verkörpern atmosphärische Orte, seien sie nun subjektiv verborgen, rein illusionär existent oder latent greifbar als Schatten gelebter Vergangenheit, an die man sich durch die Betrachtung der Bilder zurückversetzen kann.


Rosali Wiesheu